Guardini-Tag 2016 | 28. – 29. Januar 2016
Romano Guardini war Philosoph, Theologe, Raum- und Ideengeber. Als Kritiker der Neuzeit blieb er nicht nur Kritiker, sondern war mehr noch, und vielleicht vor allem, Gestalter und Erbauer einer geistigen Welt, die sich am Bleibenden zu orientieren versucht. „Die Gestalt zu bauen, worin die Fülle des Daseins zur Einheit gelangt“, so charakterisiert er einmal das literarische Vermächtnis Dantes. Es ist damit ein Leitmotiv gegeben, das ebenso gut auch über seinem eigenen Werk stehen könnte. Nicht zufällig ist sein Schreiben geprägt von Metaphern des Raumes, der Architektur und des Bauens. Sie charakterisieren sein theologisch-philosophisches Ausgreifen in die Welt der Moderne und den Versuch, ihr eine geistige Gestalt zu geben.
Guardini ist wichtiger Impulsgeber für die theologischen Debatten unserer Tage, auch und gerade für das, was Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann als „religiöse Vergewisserung nach den Umbrüchen des Konzils“ charakterisiert hat. Dass jedoch gerade in jüngster Zeit das wissenschaftlich-akademische Interesse an seinem Werk wieder deutlich zugenommen hat, hängt vielleicht auch mit den Kapriolen einer übersteigerten Nach-Moderne zusammen, für die der Geist simpel geworden ist, eintönig und leer. Als ein Denker des Bleibenden aber erinnert uns Guardini wie wenige andere daran, dass es im Geist „Größe gibt, (…) Wagnis, Schöpfung, Architektur, Schicksal, Entzückung, Friede, Qual, Sehnsucht, Liebe, Einsamkeit – dass es alles in ihm gibt und in allen Graden, dass in ihm sich ‚Welt‘ erbaut…“
Der Guardini-Tag 2016 bringt erstmals jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern zusammen, die sich in ihren Arbeiten theologisch oder philosophisch mit Guardini befassen. Sie sind eingeladen, ihre Thesen mit hervorragend ausgewiesenen Kennern seines Werkes zu diskutieren und gemeinsam neue Ansätze nicht nur für die Guardini-Forschung, sondern für die grundsätzliche Frage nach dem Ort der Religion in der säkularen Welt zu erarbeiten. Das Hauptaugenmerk gilt der Debatte und dem Austausch von Ideen. Der Guardini-Tag 2016 will Impulse geben für die Auseinandersetzung mit einem Denken, das dem Bleiben Raum gibt und im Entwurf einer Landschaft des Bleibens einen Ausdruck des Menschlichen sieht.
Programm
WISSENSCHAFTLICHES KOLLOQUIUM — Teil I
GUARDINI ALS THEOLOGE, PHILOSOPH UND GESTALTER DER MODERNE
Moderation: Dr. Ludger Hagedorn
Donnerstag 28. Januar 2016, 10.00 bis 11.45 Uhr
Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
Bemerkungen zur Guardini-Rezeption der vergangenen Jahrzehnte: Schwerpunkte, Entwicklungen, Desiderata
Prof. Dr. Jean Greisch
Guardini im Spektrum der heutigen französischsprachigen Phänomenologie
12.15 bis 13.00 Uhr
Prof. Dr. Peter Schallenberg
Guardinis Denken vom augustinischen „Staat in uns“. Politische Ethik als Sozialethik
WISSENSCHAFTLICHES KOLLOQUIUM — Teil II
GUARDINI-FORSCHUNG HEUTE
14.00 bis 15.00 Uhr
Jonas Klur
Päpstliche Lateranuniversität, Rom
Guardinis Ernst
Beatrix Kersten
Technische Universität Dresden
Die Usurpation des Numinosen
15.30 bis 17.00 Uhr
Karl Michael Fuck
Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Theologische Ästhetik bei Romano Guardini
Paul Metzlaff
Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
„Bleiben“ und „Prozess“ als polarer Gegensatz. Ein Gespräch mit Whiteheads Metaphysik
Dr. des. Albrecht Voigt
Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen
Jenseits von Gut oder Böse? Nietzsches und Guardinis Gegensatzdenken
ÖFFENTLICHER TEIL
HEILIGE MESSE IN GEDENKEN AN ROMANO GUARDINI
19.30 Uhr
ZELEBRANT: Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann
Kirche St. Clemens, Stresemannstr. 66, 10963 Berlin
LANDSCHAFT DES BLEIBENS. GUARDINI ALS DENKER FÜR UNSERE ZEIT
Freitag, 29. Januar 2016 um 10.00 Uhr
PODIUMSDISKUSSION
Eröffnung: Prof. Dr. Ugo Perone
Moderation: Dr. Ludger Hagedorn
Mit: Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkowitz, Prof. Dr. Jean Greisch, Prof. Dr. Peter Schallenberg, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann
ORTE ROMANO GUARDINIS IN BERLIN
Ein geführter Spaziergang mit Dr. Christine Goetz und Dr. Heinke Fabritius
Treffpunkt: Vor der Guardini Galerie, Askanischer Platz 4, 10963 Berlin
28. Januar 2016 – 29. Januar 2016
Die Tagung wurde ermöglicht durch die