
Abb.: Goran Djurovic, Melancholia, 2007, Detail | Foto: Henry M. Linder | Grafikdesign: Anja Matzker
Guardini-Tag 2019 | 24. – 26. Januar 2019
1928 wurde Romano Guardinis Schrift „Vom Sinn der Schwermut“ zum ersten Mal publiziert. Sie beginnt mit den Zeilen: „Die Schwermut ist etwas zu Schmerzliches, und sie reicht zu tief in die Wurzeln unseres menschlichen Daseins hinab, als dass wir sie den Psychiatern überlassen dürfen.“
Schwermut ist nicht nur ein trister Gemütszustand, sondern auch eine Angelegenheit des leidenden Bewusstseins. Romano Guardini hat sich bei der Belichtung dieses Begriffes vom dänischen Existenzphilosophen Sören Kierkegaard inspirieren lassen, der mit seinem Standardwerk über die Verzweiflung als „Krankheit zum Tode“ Philosophiegeschichte schrieb. In der denkerischen Nachfolge Kierkegaards bildet die Schwermut auch bei Guardini den Boden für ein „existentielles und religiöses Ringen“, bei dem die Tiefe des Schmerzes in die tieferen Schichten des Erkennens führen kann. Dabei wäre es zu einfach, jedem Leiden Läuterung zuzubilligen; es gibt sinnloses, destruktives Leiden und eine Tränenblindheit, das Gegenteil von jeder Klarsicht.
Dass die Schwermut nicht nur philosophische Chancen und theologische Ausblicke bereithält, sondern auch politische Dämonen weckt, zeigt sich an den populistischen Bewegungen, die in einer Hochstimmung apokalyptischer Niedergeschlagenheit den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören. Guardini hat solchen Bestrebungen bereits in seiner Dankesrede mit dem Titel „Warum ich Europäer bin“ bei der Verleihung des Erasmuspreises 1962 widersprochen. Sein Credo zur Schwermut findet sich in einem Gedicht von Paul Celan: „schwerer werden, leichter sein“.
Programm
Donnerstag, 24. Januar 2019
IN GEDENKEN AN ROMANO GUARDINI
18:00 Uhr
Heilige Messe
Zelebrant: Alfons Knoll
An der Orgel: Wolfgang Bretschneider
Kirche St. Clemens, Stresemannstr. 66, 100963 Berlin
19:00 Uhr c.t.
Öffentliche Abendveranstaltung
Grußwort: Michael Rutz
Artur Becker
Über Schwermut als Handlungsprinzip
Im Anschluss: Gespräch mit Ugo Perone und Ludger Hagedorn
Guardini Galerie, Askanischer Platz 4, 10963 Berlin
Freitag, 25, Januar 2019
SCHWERMUT ZWISCHEN DASEINSFORM UND HEILSERWARTUNG
10:00 – 12:30 Uhr
Kolloquium Teil I
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
„Wie Leben sich gegen sich selbst kehrt…“
Lässt sich das Rätsel der Schwermut lösen?
Giuliana Fabris
Romano Guardini: Die Schwermut zwischen Traum und Gegensatz
Moderation: Ugo Perone
AKTUELLE POSITIONEN DER GUARDINI-FORSCHUNG
12:30 – 13:00 Uhr
Werkstatt I
Marc Grießer
Vorschule des Glaubens
Zur Theologiekonzeption Romano Guardinis
14:45 – 15:45 Uhr
Werkstatt II
Michaela C. Starosciak
Das Jenseits als Kraft des Diesseits
Ein Beitrag zu Guardinis gnadentheologischer Neubesinnung
P. Philemon Dollinger OCist
Die Überwindung von Schwermut
Anaylse einer Predigt Guardinis
Moderation: Alfons Knoll
SCHWERMUT ZWISCHEN DASEINSFORM UND HEILSERWARTUNG
16:15 – 18:30 Uhr
Kolloquium II
Godehard Brüntrup SJ
„Meine Schwermut ist die treueste Geliebte“
(S. Kierkegaard)
Jean Greisch
Transpassibilität und Transpossibilität:
Der Schlagschatten der Schwermut
Moderation: Ludger Hagedorn
Samstag, 26. Januar 2019
DAS LEIDEN BILDHAFT MACHEN
11:00 Uhr
Exkursion
Bernd Wolfgang Lindemann
Eine Betrachtung der Schwermut in der Kunst
Teilnehmerzahl begrenzt. Anmeldung erforderlich. [Veranstaltung ausgebucht.]
Treffpunkt: Staatliche Gemäldegalerie, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
24. Januar 2019 – 26. Januar 2019