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Ausstellung | Weißer Regen

23. Mai bis 22. Juli 2022

Ausstellung | Weißer Regen | Harriet Groß

Kuratiert von Frizzi Krella

Guardini Galerie, Askanischer Platz 4, 10963 Berlin | Montags bis freitags 13:00 bis 18:00 Uhr

Mit der Ausstellung „Weißer Regen“ von Harriet Groß zeigt die Guardini Galerie erstmalig das Kapitel eines geschlossenen Werkkomplexes der Künstlerin von linearen Raumzeichnungen und Interventionen zur Polyphonie des Regens. Der Logik des Wassers folgend erforscht sie Grenzen als Schwellenzonen auf ihre Durchlässigkeit und Möglichkeit hin, Räume zu öffnen. Der „Weiße Regen“ ist Sinnesereignis und lineare Struktur in einem. Schwarz und Weiß. Anwesenheit und Abwesenheit. Positiv und Negativ. In der Ausstellung zu sehen sind Zeichnungen, Lentikulardrucke, Raumzeichnungen und Installationen.

Aus der Fülle von Einzelereignissen schreibt der Regen seine eigene Notation von neuen transparenten Räumen. Jedes Notat verlangt nach einer Interpretation. Wie in ihren räumlichen Zeichnungen durchwandert der Betrachter in dieser Ausstellung einen imaginären Raum mit wechselnden Blickwinkeln und Bezügen. Folgt man dem Rhythmus der einzelnen Kapitel, taucht man bereits in die Gesamtpartitur ihrer Zeichnungen ein. Es wird analysiert, gespiegelt, wiederholt, überlagert und komponiert. Und die Linie selbst wird bei ihrem Übergang in den realen Raum materialisiert. Harriet Groß seziert ihn und fächert ihn auf. Durch Wiederholung ausgelöste minimale Verdichtungen und Pausen bilden Zwischenräume in zeitlicher und räumlicher Abfolge. Die Linien ihrer Notationen lesen sich gleichsam als Notationen von Denkprozessen, die ihrem eigenen Rhythmus folgen.

Schon seit vielen Jahren begeistert sich Harriet Groß für die Ästhetik und Vielschichtigkeit des japanischen Holzschnittes aber auch der Katagamis. Weißer Regen, japanisch „Shôno“, ist unter anderem auch der Titel eines farbigen Holzschnitts von Utagawa Hiroshige aus dem Jahr 1832 und bezeichnet einen kurzen treibenden Regenschauer. Harriet Groß ist fasziniert von jener Abstraktion, die die Reduzierung auf das Wesentliche, auf den Charakter eines Sujets, eines Naturereignisses hervorbringt.

Hiroshiges analytische Arbeiten und ihre eigene Erfahrung des Wassermangels, gefolgt von Wassermassen, die mit verheerender Wucht zerstören, haben die Harriet Groß dazu gebracht, sich intensiv mit dem Phänomen des Regens auseinanderzusetzen. Er ist Teil eines Kreislaufes und damit Ausdruck einer ständigen Bewegung, die sie in ihren Arbeiten analytisch umsetzt. Sie umfassen unterschiedlichste Regenarten zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, angelehnt an die sehr genauen Differenzierungen von Regenformen in der japanischen Kultur. Vom Starkregen, leichten Nieselregen bis hin zum Eisregen. Es sind also direkte sinnliche Ereignisse, die sie auf ihre Ähnlichkeit und Differenz hin analysiert, um sie dann in Tuschezeichnungen als Auffächerung des Raumes über Linien zu begreifen.

Der Musiktheorie Pierre Boulez‘ folgend betrachtet sie den Klang räumlich – als ein Kontinuum mit der Möglichkeit eines gleichzeitigen Diskontinuums. Die Zeichnungen entwickeln sich zu eigenständigen Notationen, die nicht mehr nur dem Regen den Sound ablauschen, sondern neu im Raum entstehen lassen. So lässt sich das Thema des „Weißen Regens“ als Aufforderung zur Imagination von unendlichen Variationen lesen, wie auch der Saum in der Brandung des Meeres eine Grenzlinie schreibt, die sich immer wieder neu zeichnet.

Das Künstlerbuch Weißer Regen von Harriet Groß (mit Texten von Frizzi Krella und Hubertus von Amelunxen) ist aktuell im Verlag The Green Box in Berlin erschienen.

Programmflyer zum Download
Pressemappe zum Download

Titelbild: Harriet Groß Gischt II 2022, Lentikulardruck auf Aludibond 40x60cm
Ausstellungsansichten: Hans-Georg Gaul

PRESSE

taz | Etwas Unaufhörliches | Von Katrin Bettina Müller | 2. Juni 2022
Tagesspiegel | Die Logik des Wassers | Von Gunda Bartels | 22. Juni 2022


PROGRAMM

20. Mai 2022 | 19:00 Uhr
Vernissage
Begrüßung: Mariola Lewandowska, Geschäftsführerin der Guardini Stiftung
Einführung: Frizzi Krella, Kunsthistorikerin und Kuratorin

9. Juni 2022 | 19:00 Uhr
Walk in concert zu Notationen von Harriet Groß
Mit dem Ensemble Lupo
Violine: Juliane Manyak | Viola: Andreas Willwohl | Violoncello: Konstanze von Gutzeit

28. Juni 2022 | 19:00 Uhr
Kuratorenführung in Anwesenheit der Künstlerin
Mit Harriet Groß und Frizzi Krella

23. Mai 2022 – 22. Juli 2022
13:00 – 18:00 Uhr

Guardini Stiftung
Askanischer Platz 4
10963 Berlin

 

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