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Ausstellung | Photographien – Michael Wesely

8. Mai bis 8. Juli 2004

Ausstellung | Photographien – Michael Wesely

Michael Weselys Fotografien sind das Resultat gezielter, konzeptueller Experimente, die ihn 2004 bis ins MOMA nach New York brachten. Wesely hat sich 1989 mit dem Abfotografieren seines bis dahin entstandenen Fotoarchivs – in Form aneinander gereihter Kontaktabzüge – von der „klassischen“ Fotografie verabschiedet. Einen radikalen Neubeginn markiert seine Rückbesinnung auf das Ur-Instrument der Fotografie: die Camera obskura, die Lochkamera. Wesely entfernt sich allerdings von Anfang an weit von dem was diese Apperaturen bis dato hervorgebracht haben, und entdeckt das Prinzip der extremen Langzeitbelichtung.

Arbeitet Michael Wesely zu Beginn – z. B. bei Künstlerportraits von Emilio Vedova oder Dorothee von Windheim – noch mit Belichtungen von bis zu 8 Minuten, so dehnt er diese immer weiter aus, bis hin zu seinen spektakulären 1-2 Jahres-Belichtungen der größten Baustelle Europas, dem Potsdamer Platz in Berlin. Verschiedene Serien, in denen die Sichtbarmachung der metaphysischen und philosophischen Dimension von Zeit einen wesentlichen Platz einnimmt, haben ihn zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen werden lassen.

Die in der Guardini Galerie gezeigte Serie „Santa Margarida, Roses“ (1996) umfasst mehrere großformatige Bilder, die das touristische Leben an dem gleichnamigen spanischen Strand „dokumentieren“. Auf den jeweils einen Tag lang belichteten Bildern sind Menschen – wenn überhaupt – nur noch fragmentarisch, schemenhaft zu erkennen. Verschwommene weiße und farbige Spuren, die das Bewegt-Werden diverser Strandurlaubs-Utensilien sichtbar machen, rücken ins Zentrum der Betrachtung. Starr, und deshalb scharf, sind lediglich die Hotelhochburgen und Berge im Hintergrund. Wesely stellt damit unsere gewohnte Wahrnehmung und Sichtweise auf den Kopf. Die normalerweise jene Strände bevölkernde spärlich bekleidete menschliche Physis bleibt aufgrund des unregelmäßig In-Bewegung-Seins unsichtbar, während die Bewegung selbst sichtbar und lesbar wird.

Parallel zu diesen Arbeiten entstehen Serien mit selbst gebauten „Schlitzkameras“. Anstelle der üblichen, kreisrunden Öffnung für den Lichteinfall, fotografiert Michael Wesely durch einen vertikalen oder horizontalen Schlitz. Auch mit dieser verblüffend einfachen Idee stößt der Künstler in Gefilde der Fotografie vor, die niemand zuvor betreten hat. Das Resultat sind in Streifen verlaufende, auf das jeweilige Farbspektrum reduzierte Bilder, die hochgradig atmosphärisch wirken und auf den ersten Blick wie abstrakte Gemälde daher kommen. Die Guardini Galerie zeigt Aufnahmen italienischer Palazzi in vertikal verlaufenden Streifen, neben ostdeutschen Landschaften deren unbeschreibliche Farbverläufe Wesely horizontal gebannt hat.

In Kooperation mit der Galerie Fahnemann ist anlässlich der Ausstellung der Katalog Michael Wesely „Die Erfindung des Unsichtbaren“ mit Texten von Eugen Blume und Mark Gisbourne erschienen.

Teaser: Michael Wesely, 24.8.1996, Santa Margarida, Roses, c-print

08. Mai 2004 – 08. Juli 2004
10:00 – 18:00 Uhr

Guardini Stiftung
Askanischer Platz 4
10963 Berlin