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Ausstellung | Irrfahrten – Urlich Wüst

23. Februar bis 8. April 2005

Ausstellung | Irrfahrten – Urlich Wüst

Der 1949 in Magdeburg geborene Fotograf Ulrich Wüst zeigt in der Guardini Galerie erstmals eine ebenso faszinierende wie irritierende Zusammenstellung seiner „Reise-Fotografien“. Durch sein sensibles fotografisches Auge konfrontiert Wüst den Betrachter mit einer Gegenüberstellung scheinbar verwandter Strukturen, die an weit auseinander liegenden Orten dieser Welt aufgenommen wurden. Neben den kleinformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien auf Barytpapier finden sich zur Orientierung lediglich der jeweilige Ort und die Jahreszahl ihrer Entstehung.

Wüst zeigt uns riesige Kakteen in Güstrow, eine märchenhafte Kathedrale in völliger Einöde in Moskau und Brückenpfeiler in Rostock neben Säulenresten in Delphi. Starke Kontraste von Licht und Schatten tauchen die oft menschenleeren Szenerien in unwirkliche, surrealistische Momen-te, deren Magie man sich schwer entziehen kann. Unversehens findet sich der Betrachter inmitten der Kopfreisen und Irrfahrten, die Ulrich Wüst in seinem Geburtsland der DDR unter den sehr eingeschränkten Reisemöglichkeiten begann, wieder. Die Fotografien verführen dazu, mitzureisen und zwischen tausenden von Kilometern oder ein paar Jahren in Sekunden hin und her zu springen. Dieser eigentümlichen Reise-Bewegung haftet etwas tief Philosophisches an.

Unweigerlich stellt sich angesichts der Bilder die Frage, die im Rahmen der Fotografie in den letzten Jahren aufgrund der digitalen Manipulationsmöglichkeiten immer wieder gestellt wird: Kann es wahr sein, was ich sehe? Und man ahnt – auch ohne es zu wissen – dass das, was bei Ulrich Wüst zu sehen ist, analog fotografierte real existierende Orte sind. Und doch führt sein einzigartiger Blick über die reine Dokumentationsfotografie weit hinaus. Wüst zeigt – trotz aller Sachlichkeit –, dass Poesie, Melancholie und Exotik in ostdeutscher Tristesse genauso zu finden sind wie in einer herunter gekommenen Tankstelle in Mexiko. Die Orte der Sehnsucht sind dem, was direkt vor unseren Füßen liegt, erschreckend ähnlich – sowohl in ihrer Trostlosigkeit als auch in ihrer Schönheit.

Abb.: Ulrich Wüst, „Potsdam 2003“

23. Februar 2005 – 08. April 2005
8:00 – 18:00 Uhr

Guardini Stiftung
Askanischer Platz 4
10963 Berlin