Sommersemester 2024
Ringvorlesung des Campus für Theologie und Spiritualität Berlin in Kooperation mit der Guardini Stiftung e. V.
Wie wirken Gefühle, wie sind sie zu deuten und wie kann man mit ihnen hilfreich umgehen – in den Humanwissenschaften, der Philosophie und in der Ratgeberliteratur haben diese Fragen derzeit Hochkonjunktur. Nachdem die Aufklärung die Gefühle an den Rand gedrängt hatte, als Störfaktoren, die die Vernunft behindern, wagen manche inzwischen von einer „Intelligenz der Emotionen“ (Martha Nussbaum) zu sprechen. Zeitdiagnostisch scheint zu gelten: Ich fühle, also bin ich.
Wie vermessen Theologie und Spiritualität unsere Emotionen? Was wäre aus ihrer Perspektive beizutragen? Die Ringvorlesung soll exemplarisch an sechs Emotionen zeigen, wie die Emotionen ein ureigenes Thema von Theologie und Spiritualität bildeten und bilden. Keineswegs ging es nur darum, die Gefühle im Zaum zu halten, weil sie die Selbstbeherrschung unterwandern. In den Gefühlen, verdichtet im Herzsymbol, sind Menschen resonant für ihre Welt und das Geheimnis Gottes, dass ihnen ggf. in, mit und unter dieser Welterfahrung begegnet. Für Ignatius von Loyola etwa bedeuten die Gefühle eine Quelle existentieller Entscheidungen, ja sogar eine Art Medium, durch die der Schöpfer mit dem Geschöpf kommuniziert. Und doch haben Gefühle nicht immer einfach recht, sie bedürfen der Deutung. Daneben helfen viele geistliche Übungen, Gefühle herauf- bzw. herunter zu regeln, z.B. Angst zu reduzieren. Viele spirituelle Klassiker betonen, welche Macht Gefühle entfalten können und man ihnen doch nicht ohnmächtig ausgeliefert ist. Andere wie Thomas von Aquin zeigen, dass die Passionen eine Kraft bergen, zum guten Handeln zu bewegen. Der kühle Kopf ist also nicht das Zielbild eines christlichen Lebensstils – so sehr dieser kühle Kopf doch für die Unterscheidung der Gefühle wichtig bleibt, weil sie ein destruktives Potential haben können.
Im Blick auf gegenwärtige Herausforderungen werden diese sechs Emotionen jeweils von unterschiedlichen Referierenden theologisch-spirituell erkundet
Verantwortlich: Prof. Dr. Michael Höffner, Professor für Theologie und Spiritualität
Eintritt frei. Keine Anmeldung erforderlich.
TERMINE
Die Ringvorlesung findet in der Guardini Stiftung , Askanischer Platz 4, 10963 Berlin von18:30 bis 20:00 Uhr statt.
16.04.2024
Scham
Prof. Dr. Ulrich Engel OP, Berlin
23.04.2024
Zorn/Aggression
Prof. Dr. Michael Höffner, Münster/Berlin
30. 04.2024
Angst
Sr. Dr. Katharina Kluitmann OSF, Münster
04. 06.2024
Gelassenheit
Prof. Dr. Inigo Bocken, Leuven
11.06.2024
Trost
Prof. Dr. Holger Zaborowski, Erfurt
18.06.2024
Lust/Begehren
Sr. PD Dr. Nicole Grochowina, Erlangen