Rückblick | Summer School 2016 – Deutungen der Reformation II

Rückblick

Summer School | Deutungen der Reformation II. Theologische, kulturelle und gesellschaftliche Wirkungen in 500 Jahren

18. bis 30. Juli 2016 in Erfurt

Der Blick auf das Jahr 2017 gibt Anlass zu der Frage, wie heute über den 500. Jahrestag der Reformation – zwischen Freiheits-Gewinn und Einheits-Verlust – gesprochen werden kann. Daher war es naheliegend, der Problematik Deutungen der Reformation in wissenschaftlich konzentrierter und konfessionsübergreifender Weise nachzugehen.

Als Martin Luther 1517 durch den Ablassstreit im Deutschen Reich bekannt wurde, existierte im westlichen Europa eine einzige Kirche; als der Wittenberger Reformator 1546 starb, konkurrierten unterschiedliche Denominationen und Konfessionen miteinander. Luther war nicht der erste, der die päpstliche Macht infrage stellte – aber vor ihm gab es keinen, der dabei so durchschlagenden Erfolg gehabt hätte. Daraus resultiert für Theologen, Philosophen, Historiker und Soziologen, für Geistes- und Sozialwissenschaftler, die grundlegende Frage: Inwieweit war „seine“ Reformation, die Gesellschaft, Kultur und Glaube grundlegend veränderte, an der Zeit? Welche Errungenschaften und Verluste ergaben sich aus dieser Revolution der „Glaubensart“? Und welche weitreichenden Konsequenzen sind dabei zu verzeichnen? Um diesen Problemen nachzuspüren, hatte die Guardini Stiftung in Kooperation mit der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität vom 18. – 30. Juli zu einer interdisziplinären Summer School nach Thüringen eingeladen.

Das Erfurter Augustinerkloster, in dem Luther selbst fünf Jahre als Augustinereremit lebte, erklärte Lutz von Pufendorf, Präsident der Guardini Stiftung, zu Beginn der Tagung, biete einen herausragend geeigneten Ort, um 24 jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern Europas, Masterstudenten und Promovenden aus den Bereichen Theologie, Philosophie und Religionswissenschaft, Kunstgeschichte, Kultur- und Sozialwissenschaft, Politik, Germanistik und Judaistik Raum zu geben, in ein wissenschaftliches Gespräch über Theologische, kulturelle und gesellschaftliche Wirkungen in 500 Jahren miteinander einzutreten und eigene Forschungsschwerpunkte darzustellen.

Dass den Teilnehmenden bereits vor Beginn der Summer School ein umfangreiches Lektüreprogramm aufgegeben wurde – darunter Passagen reformatorischer Schriften, Kommentare zu lutherischen Bildepitaphien, erste jesuitische Berichte über den Protestantismus, Lehraussagen neuzeitlicher Konzilien, Kapitel aus Dantes Göttlicher Komödie sowie Erasmus‘ Über den freien Willen, Descartes‘ Meditationen über die erste Philosophie, Hegels Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie sowie Texte von Troeltsch, Weber, Tawney, Scheler, Bataille sowie Axel Honneth – erwies sich als enorm förderlich, Wirkungen der Reformation in Tiefenschichten der Geistes-, Kultur- und Sozialgeschichte auszumachen. Entscheidende Impulse wurden dabei von ausgewiesenen Kennern des gesamten wissenschaftlichen Feldes vermittelt: von Dorothea Wendebourg (Berlin), Jan Harasimowicz (Wroc?aw/Breslau), Paul Oberholzer (Fribourg), Michael Gabel (Erfurt), Josef Freitag (Erfurt), Martin Ohst (Wuppertal), Detlef Pollack (Münster), Ludger Hagedorn (Wien), Notker Slenczka (Berlin), Heinke Fabritius (Berlin) sowie Ugo Perone (Berlin/Turin). Um sich mit der Vielfalt reformationsgeschichtlicher Deutungen vertraut zu machen, setzte sich die Summer School – jeweils in mehreren Einheiten – interdisziplinär mit vier Themenkreisen auseinander: Reformation und die Künste, Reformation und Katholische Reform, Protestantismus und Moderne Welt sowie Reformation und Gesellschaft.

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