„Hoffnung kommt nicht vor der Trauer, / Rettung kommt von Ohnmacht nicht / Leben ist von kurzer Dauer / keine Zeit mehr für Verzicht“, sang Stephan Krawczyk in seinem Lied „Wieder stehen“. Kaum ein Begriff ist in der Geschichte der Menschheit dermaßen instrumentalisiert und missbraucht worden wie der der Hoffnung. Und immer wieder steht die Hoffnung auf, klopft sich den Staub von der Kleidung und rückt sich das Krönchen zurecht. Im paulinischen Dreigestirn Glaube, Liebe, Hoffnung wird ihr Stellenwert im Christentum deutlich. Egal, ob in Religion oder Politik, jede Handlung, jede Entscheidung wird von Hoffnung bestimmt. Mit Marianne Birthler und Stephan Krawczyk sind zum dreißigjährigen Jubiläum der Wiedervereinigung zwei prominente Akteure im Guardini Salon zu Gast, die sich im Osten vor dem Mauerfall und in der Nachwendezeit als politische und künstlerische Hoffnungsträger engagiert haben. Marianne Birthler, ehemalige Brandenburger Bildungsministerin und Leiterin der BStU, die das Amt der Bundespräsidentin ausgeschlagen hat, begann als Bürgerrechtlerin. Bis heute streitet sie öffentlich für Zivilcourage. Stephan Krawczyk wurde 1985 in der DDR mit Auftrittsverbot belegt, später verhaftet und 1988 in den Westen abgeschoben.
Auf dem blauen Sofa diskutieren die beiden darüber, welche Bedeutung Hoffnung für gesellschaftliche Umbrüche hat. Wieviel Nächstenliebe verträgt eine Revolution? Und wenn Hoffnungen politisch enttäuscht werden, springt dann die Religion in die Bresche? Sind gläubige Bürgerrechtler schwerer zu besiegen, verkraften sie Niederlagen eher, werden sie mehr von Nächstenliebe geleitet, die sie vor Zorn bewahrt?
Wann? 23. September 2020 | 19:00 Uhr
Wo? Gemeindezentrum St. Ludwig, Ludwigkirchplatz 10, 10719 Berlin
Wer? Zu Gast: Marianne Birthler und Stephan Krawczyk | Musik: Stephan Krawczyk | Moderation: Andreas Öhler
Teaser und Titelbild: Caspar David Friedrich, Auf dem Segler, 1818/19 (Ausschnitt)
23. September 2020
19:00 Uhr