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Ausstellung | das böse

17. November 2004 bis 28. Januar 2005

Ausstellung | das böse

Barbara Breitenfellner (A) | Ursula Cyriax / Johanna Michel (D) | Angela Dwyer (NZ) | Mathilde ter Heijne (NL) | Morten Schelde (DK) | Amelia Seymour (USA) | Martina Thalhofer (D) | Sandra Vasquez de la Horra (CHI) | Markus Weiss (A) | Joerg Zboralski (D) | Thomas Zipp (D)

In der Ausstellung das böse fokussieren internationale und nationale Künstlerinnen und Künstler verschiedene Facetten des Bösen in Form von Videos, Fotoarbeiten, Rauminstallationen, Malerei, Performance und Zeichnungen. Die Spannbreite reicht von künstlerischen Arbeiten, die sich sich mit der – häufig irritierenden – Faszination und der Ästhetisierung des Bösen befassen, bis zu Versuchen, die Subtilität des Bösen und die verschlungenen Wege, auf denen das Böse transportiert und immer wieder inszeniert und initiiert wird, in unserer hochkomplexen, vernetzten Gegenwart greifbar zu machen. In verschiedenen Arbeiten spiegeln sich visionäre Ansätze, die sich über die Annahme des Bösen als unabänderliche Tatsache hinwegheben und Bewusstsein jenseits der Dualität von „gut“ und „böse“ anvisieren.

Das Selbstportrait „My dear, es könnte ebensogut Frühling sein““von Markus Weiss (*1963 Zürich, Schweiz) spielt mit der Ästhetisierung und Verherrlichung von Gewalt, wie sie in vielen Western, aber z. B. auch in Kultfilmen wie „Dead Man“ von Jim Jarmusch zum Tragen kommt. Diese Arbeit untermauert die Grundfrage der Ausstellung, die den Fokus auf die – latent oder bewusst – immer vorhandenen Wahlmöglichkeiten, etwas zu tun oder zu lassen, setzt. Markus Weiss spielt mit der Frage, ob wir tatsächlich Opfer unbewusster Triebe und unerkannter Manipulationen sind oder ob wir sowohl unsere eigenen als auch die Handlungszwänge von „außen“ jederzeit erkennen und im Sinne des „Guten“ verändern können.

Der zweiminutige Stummfilm „Lusty Lady Liberty – Last Journey to the Dark Side“ / San Francisco, 2000 von Amelia Seymour (*1970, Stockton, California/USA) ist eine kurze Parabel über archaische Grundmuster und die erotische Faszination des Bösen. Die symbolische Verdichtung der Handlung und ihrer Protagonisten (Star Wars-Kultfigur Darth Vader, Lady Liberty und Princess Leah) verweist auf ein komplexes Gefüge in dem politische Zusammenhänge ebenso ins Spiel kommen wie Verweise auf die Verkultung des Bösen in der Filmindustrie.

Die Klauke-Schülerin Sandra Vasquez de la Horra (*1967 Vina del Mar, Chile) bezieht sich in ihrer mystischen Fotoarbeit auf das Problem der Vernichtung des Regenwaldes durch (in erster Linie) westliche Firmen, die mit Erlaubnis der Regierung in Brasilien Soja- und Rinderzucht betreiben. Viel länger als diese Firmen existiert der Glaube und die Kommunikation mit verschiedenen Naturgöttern, die den Elementen und Pflanzen und vor allen Dingen den Bäumen innewohnen. Seit jeher wurden Bäume als Altare benutzt – nicht nur in Brasilien, sondern auch in Irland und Japan. Indem man sich gegen diese wendet und ihren „Lebensraum“ vernichtet, richtet man sich auch gegen die Naturkräfte.

Sandra Vasquez de la Horra verteidigt in ihrer Fotoarbeit einen gemalten symbolischen Baum – in Gestalt der Gottheit Chango – mit einem Schwertertanz.

Joerg Zboralski (*1967, Wattenscheid), „untersucht“ in mehrteiligen, teilweise digital bearbeiteten Fotografien – aus denen er Raum- und Wandinstallationen arrangiert – die methodischen Verbindungen von Ufologie und Kunstproduktion. Ganz im Sinne des Polke-Bilderzyklus „Höhere Wesen befahlen…“ erforscht und „beweist“ Zboralski die Einflussnahme Außerirdischer auf herausragende Künstlerpersönlichkeiten wie z. B. Joseph Beuys, Robert Smithson, David Bowie, Yves Klein oder Gordon Matta-Clark. Viele, der von Zboralski „identifizierten“ Künstler waren Außenseiter und Utopisten und haben sich aufgrund revolutionärer Ideen einerseits entgegen der gesellschaftlichen Norm positioniert und gleichzeitig enorme künstlerische Sprengkräfte und weitreichende Impulse an die nachfolgenden Künstlergenerationen weitergegeben. Indem sie teilweise vollkommen neue, bislang unerforschte Wege beschritten, eröffneten sie unbekannte Perspektiven und initiierten so neue Erfahrungsmöglichkeiten.

Unter den „Sternenbrüdern“ lassen sich neben den o. g. auch Sun Ra, A Guy called Gerald oder Herbie Hancock erkennen. Zboralski präsentiert sie alle im Alter unter 35. Ausgesparte Kreisformen, denen Kornkreisformationen zugrunde liegen, überlagern die Portraits.

Mathilde ter Heijne (*1969 Strasburg, Frankreich) befasst sich in vielen ihrer Arbeiten mit dem selbst gewählten Tod als Opfer für ein höheres Ideal. In der Videoarbeit „Suicide Bomb“ (2000) setzt ter Heinje eine Puppe als Double ein, die sich auf offener Straße in die Luft sprengt, während ein Sprecher aus dem Off wissenschaftliche Texte über Selbstmord als Waffe des Terrorismus vorliest.

Eine Fotoarbeit aus der Serie „paradise lost“ von Martina Thalhofer (*1964 Augsburg), die sich auf den Schöpfungsmythos bezieht, markiert den Beginn der Ausstellung.

Barbara Breitenfellner, Angela Dwyer, Morten Schelde und Thomas Zipp präsentieren neue, eigens für die Ausstellung entwickelte Rauminstallationen, Zeichnungen und Gemälde.

Von dem Künstlerduo Ursula Cyriax / Johanna Michel ist die Dokumentation der Performance „Ein Abend an dem sich alle Anwesenden einig sind, ist ein verlorener Abend“ zu sehen, mit der sie am Eröffnungsabend das Vernissagenpublikum sowohl irritiert als auch zu Diskussionen angeregt haben.

Teaser: Amelia Seymor, „Lusty Lady Liberty – Last Journey to the Dark Side“, San Francisco, 2000, Super-8-Film auf DVD, 2 Min

17. November 2004 – 28. Januar 2005
10:00 – 18:00 Uhr

Guardini Galerie
Askanischer Platz 4
10963 Berlin