Internationale Ringvorlesung | Religion in urbanen Lebenswelten

Guardini Professur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung

Internationale Ringvorlesung: Religion in urbanen Lebenswelten

6. Mai 2019 | 18:30 Uhr

Kamran Diba (Paris/Malaga)
Persia, Islam and Iran – Places of worship by Kamran Diba

Vortrag in englischer Sprache

Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin

Grußwort: Michael Rutz (Präsident der Guardini Stiftung)

Der international renommierte iranische Architekt Kamran Diba, der u. a. das Museum für zeitgenössische Kunst in Teheran entwarf, wird seinen Vortrag mit einem kurzen historischen Überblick über Persien, Islam und Iran beginnen und dabei auch auf die geopolitischen Verflechtungen von Politik und Religion im Nahen Osten sowie deren Auswirkungen auf Europa eingehen. Daran anknüpfend werden zentrale iranische Kultstätten im Nahen Osten vorgestellt und in Beziehung gesetzt zur Architektur der von Kamran Diba selbst in den 1960er und 1970er Jahren entworfenen religiösen Orte (Gebetsräume, Moscheen, etc.). Der Vortrag möchte somit, zum Auftakt der Ringvorlesung, den thematischen Horizont der Reihe um eine wichtige außereuropäische Perspektive erweitern und dabei gleichzeitig in das Werk eines der bekanntesten iranischen Architekten der Moderne einführen.

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7. Mai 2019 | 14:15-18:30 Uhr

Kamran Diba (Paris/Malaga)
Mashad – A city of 25 million pilgrims

Workshop in englischer Sprache

Eine Kooperation der Guardini Professur mit der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB)

Mit Kamran Diba (Paris/Malaga), Christa Georg-Zöller (Berlin), Samar Saremi (Montreal), Farzad Akhavan (Berlin) und Silvia Richter (Berlin)

Humboldt-Universität zu Berlin, Fakultät für Theologie, Burgstraße 26, 10178 Berlin, Hörsaal 013

Der Workshop versteht sich als Erweiterung und Vertiefung des Vortrages von Kamran Diba, wobei die Beziehung zwischen Religion, Politik und urbaner Entwicklung am Beispiel der iranischen Stadt Maschhad eingehender erörtert werden soll. Die zweitgrößte Stadt im Osten des Landes besitzt eine der weltweit wichtigsten Pilgerstätten für den schiitischen Islam: den Schrein des Imam Reza, dessen Mausoleum jährlich von schätzungsweise bis zu 25 Millionen Pilgern besucht wird. Die historische Verflechtung von Religion und urbaner Entwicklung vor dem Hintergrund der wechselnden politischen Verhältnisse soll dabei im Rahmen des interdisziplinären Workshops aus verschiedenen Blickwinkeln (architektonisch, theologisch-philosophisch und stadtgeschichtlich) vorgestellt und diskutiert werden.

Teilnehmerzahl begrenzt. Um Anmeldung wird gebeten bei Frau Dr. Silvia Richter ().

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20. Mai 2019 | 18:30 Uhr

Irene Becci (Lausanne)
Die Entstehung einer „urbanen Spiritualität“: Einsichten aus Studien in Deutschland und der Schweiz

Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin

Ausgehend von einem liberalen Diskurs urbaner Kreise in den 1960er und 1970er Jahren hat sich heute allmählich eine Unterscheidung zwischen Religion und Spiritualität durchgesetzt, welche den letzteren Begriff als ein konstruktives und frei ausgeübtes Streben nach persönlicher Selbsterfüllung durch Authentizität positiv konnotiert und Religion eher mit kulturell bedingter Tradition, Moral, Institution und Dogmatik gleichsetzt. Im populären Gebrauch setzt der Begriff der Spiritualität eine Grenze zum institutionellen, lokalen und traditionellen Religionsbereich. Diejenigen, die sich zwar als spirituell, aber nicht religiös betrachten, setzen den Schwerpunkt auf ein Bewusstsein, das sie dem „geleerten Dogma, was entstanden ist durch die Kirche“ (so eine interviewte Person im New Age Bereich in Potsdam 2013) entgegensetzen. Der genaue Inhalt solcher Spiritualität variiert jedoch in großem Ausmaß und lehnt sich an viele verschiedene theologische, esoterische oder philosophische Hintergründe an. Eine „urbane Spiritualität“ entspringt somit aus einer Vielfalt von Gruppen und Tätigkeiten, die oft in Netzwerken verbunden sind.

Die Schweizer Soziologin Irene Becci wird in ihrem Vortrag anhand von empirischen Beispielen darlegen, wie bestimmte soziale und gesellschaftliche Phänomene (urbane Umweltfestivals, Yoga-Studios, Reiki-Netzwerke, in Stadtparks praktizierende Yogis, Angebote für Geomantie, u.a.) Formen religiöser Praxis heute darstellen, die den modernen Formen westlicher Städte angepasst sind und diesen entsprechen.


 

3. Juni 2019 | 18:30 Uhr

Daniel Krochmalnik (Potsdam)
Jenseits von Eden: Stadt und Land in der biblischen Urgeschichte

Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin

Die Geschichte der Entwicklung der Menschheit wird in der biblischen Urgeschichte auch als eine Geschichte der urbanen Entwicklung erzählt: vom idyllischen Garten des Paradieses (Gan Eden) zum großstädtischen Turmbau von Babel. Dabei legt die Bibel zunächst den Schwerpunkt auf die marginale Perspektive von außen – Paradies kommt vom persischen Wort Pardes und bedeutet in etwa „umwallte Gartenanlage“. Daran anknüpfend werden im ersten Buch Mose, Genesis Kap. 10, kontrapunktisch die mesopotamischen Städte Babel, Assur, Ninive, u. a. aufgezählt, die gegründet wurden von Nimrod, dem ersten Reichsgründer und Städteplaner der Menschheit, auf den die Anfänge des babylonischen und assyrischen Reiches zurückgehen.

Der jüdische Religionsphilosoph Daniel Krochmalnik, der an der School for Jewish Theology der Universität Potsdam lehrt, möchte diese vielfältigen Gegensätze von Stadt und Land in der biblischen Urgeschichte in seiner Präsentation näher darlegen und aus jüdisch- theologischer Sicht reflektieren.


 

17. Juni 2019 | 18:30 Uhr

Teresa Forcades (Barcelona)
Die Stadt in der monastischen Tradition: Jenseits der „fuga mundi“

Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin

Die katalanische Ärztin und Theologin Teresa Forcades erörtert zum Abschluss der Ringvorlesung noch einmal den Zusammenhang von Religion und Stadt aus dem Blickwinkel einer besonderen Lebensweise: der monastischen Existenz. Ihr Beitrag untersucht, inwieweit der Ursprung einer der einflussreichsten monastischen Regeln, der Basiliusregel, eng verbunden war mit dem Leben der Stadt. Daran anknüpfend wird die Frage erörtert, in welchem Umfang das monastische Ideal mit dem Wunsch verbunden ist, sich vom geschäftigen und scheinbar oberflächlichen Leben der Stadt zu trennen. Schließlich werden die dargelegten Reflexionen in Beziehung gesetzt zu den multikulturellen und multireligiösen urbanen Räumen der Gegenwart: Gibt es in ihnen überhaupt noch einen Platz für das monastische Ideal und falls ja, wie könnte dieses im 21. Jahrhundert aussehen?

Die Perspektive der Referentin, die, nach ihrem Studium der Medizin und Theologie in Harvard, 1997 dem Orden der Benediktinerinnen im Bergkloster von Sant Benet de Montserrat in der Nähe von Barcelona beitrat, wird dabei nicht nur wissenschaftlich bereichernd sein, sondern über die akademische Darstellung hinaus auch aus ihren eigenen Lebenserfahrungen als Nonne in der heutigen Zeit schöpfen können.

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